04.53 | 11.53 (+00.00h) (The Dawn of Akira)
Waaaah, aufstehen, neeeein, müüüde!!
05.10 | 12.10 (+00.17h)
Nach einemTodeskampf mit dem Schlaf respektive dem Bett, das mich seinerseitsnicht freigeben wollte, und nach einer kalten Dusche, bin Nu wach … also wach ist übertrieben; aber ich döse doch schon immerhin auf Frühstückstisch bei schummrigem Licht vor mich hin; und nicht mehr in meinem Zimmer beim Anziehen.
05.42 | 12.42 (+00.49h)
Der Zug fährt ab.Ich willvielleichtnoch anmerken: Normalerweise fährt dieser stündlich, den ganzen, lieben langen Tag, allerdings um X:46 … damit will noch mehrmehr verdeutlichen, in welcher ach noch so gottverlassenen Frühe wir uns aufzuraffen hatten.
12.46 | 19.46 (+07.53h)
Auf welch Teufels Trauerspiel ich mich hier eingelassen hatte, dachte ich schon zu wissen, wir waren allerdings noch ein Stück davon entfernt: Aber immerhin, wir sind in München, Flughafen, ohne Verspätung, ohne irgendein vernmalledeites Hindernis. Würde uns Murphey für dieses eine Mal verschonen? Nein, paperlapapp, natürlich nicht: Auf der ganzen Welt ist heute, an unserem Reisetag, der Hauptrechner, das gesamte aneinander verhängte Computersystem „den Bach runter gegangen“. Wahrscheinlich ein kollektives Bluescreen beziehungsweise Trübsal blasen. Aber was hiess das für uns; ja klar, die Billets mussten von Hand ausgefüllt werden. Und nein, wir waren ja nicht schon 8h unterwegs, ich mein, da liegt ein bisschen lange Anstehen noch gut drin; Mensch, das braucht Nerven.
14.45 | 21.45 (+09.52h)
So, wir haben es durch die X Terrorschleusen geschafft, an den Dutyfree und -mores vorbei, dem Lastminute und dem Verylastorder Kiosk auch. Wir sind am Gate. The Gate H38, um es ganz genau zu formulieren, und zwar mit einer ziemlichen Horde, wer hätte es auch gedacht, Japanern, die ebenfalls mit uns fliegen und einigen so-called „fucking tourists“, wie wir sie gerne nennen. Selbstironisch oder nicht, nachdem wir noch eine Frankfurter Allgemeine gezogen hatten und dann dem kaskadenartigen Schwall von Xenophilen und eben den anderen geboarded (also verladen hatten), setzten wir uns in die Stühle des Dämons der Zeit alias Sultan der psychisch relativen Raumzeitkontinuumveränderungen und -dehnungen, die, wie es diesem Viech des Grauens gehört, einem halt diese 11.xx h fesseln werden … ausser man ist so barbarisch und vertritt sich mal die Füsse und geht aufs Makroklo (joa, es war schon sehr klein)
15.45 | 22.45 (+10.52h)
Und Abflug! Denen die schon oft geflogen sind, erzähle ich wohl nichts Neues wenn ich sage, dass der Start etwas vom Coolsten ist. Man fährt raus, die Ruhe vor dem Sturm, und plötzlich rast der Donnervogel der Piste entlang, es rattert und knattert und lärmt und tut und macht. Ich weiss ja nicht, ob der Japaner 3 Reihen zu meiner Rechten wirklich geschlafen hat oder einfach dieses gefährliche und doch faszinierende Ereignis scheute, wer weiss … ? :)
22.22 | 5.22 (+17.29h) (The Passion of Akira)
Iiiiich steeerbeee. Nach mehr als der Hälfte des Fluges ist mein Hintern Brei. Warum hat mich die Natur mit nur einer so extrem begrenzen Anzahl Pobacken ausgestattet, warum habe ich keine Hornhaut wie ein Hippopotamus … und, skeptisch, warum habe ich das Gefühl, dass ich Hämmorhoiden bekomme, von diesem Flug? ;)
Ich kann nicht mehr sitzen. Ich kann auch nicht schlafen. Inzwischen sind wir (also eigentlich schon eine ganze Weile) in der Nachtzone der Erde, die Lichter sind aus, alle schlafen. Ich, trotz meiner oberstylishen Schlafmaske, einer Lufthansa Wolldecke und einem Kissen, plage mich mit Insomnia herum. Es ist eine einzige Katastrophe. Aber bä, wir sind ja schliesslich hart im nehmen, also warte auf den Morgen … oder … Dilemma? Meine Innere Uhr, also Schweiz, ist jetzt am sich schlafen legen, jedoch die japanische Uhr, mit +7h ist soweit, dass wir schon bald aufstehen. Das wird mir ein „verrücktes“ „cheibe Gsött“ (Salvador, Alpha) mit meinem Schlaf, da ich dort drüben (oder besser hier drüben, wir sind ja schon näher bei Tokyo, als bei Munich …) wahrscheinlich eh nicht so viel schlafen werde.
00.53 | 7.53 (+20.00h)
*Gähn*, unter mir Schäfchenwolken resp. Russland, Reisezeit: +20h. Immernoch Augen zugetan, aber nicht wirklich geschlafen. So wie’s aussieht ist die Crew demnächst sich am in Begriff setzen, Frühstück auszuteilen oder zwar, könnte noch eine Weile dauern, wenn ich mich hier so umsehe: Deep sleeping all around me :)
3.32 | 10.32 (+22.39h)
Man ist gelandet. Und: Man hat auch noch ein weniggeschlafen. Fast nicht zu fassen, aber: Ich bin ich Japan. Gute Güte, dass muss man erst mal ein wenig auf einem wirken lassen. Wir haben es tatsächlich geschafft, nach diesem ganzen Leidensweg.
Wir kommen also aus dem Flieger raus, letzter noch deutschsprechender Boden (gut, der Boden hat denkbar wenig mit uns gesprochen, ich mein natürlich die Leute) und da steht ein ganzer Haufen kleinerer Frauen und Männer, dass sie japansicher Abstammung sind, kann ich ab jetzt ja weglassen, die alle, wie man es ja schon von den Klischees kennt, sehr nett sind. Aber hey, Klischees sind das eine, aber „meine Fresse“, ich hab glaub ich noch nie einen so guten Eindruck nur aufgrund der Höflichkeit und der netten Ausstrahlung von jemandem bekommen, wie dort beim Ausstieg. Trotz teilweise kargem Englisch helfen sie dir, und haben immer ein Lächeln auf. Wir sind definitiv am richtigen Ort, hurra!
07.00 | 14.00 (+26.07h)
So, wir machen nun eine kleine „Rundfahrt“ … gut Rundfahrt ist zu hoch gegriffen, wir sind nur mal ein kleines approaching der näheren Umgebung von unserem Hotel machen gegangen.
Aber ich staune ab Japan, da liesse es sich wirklich leben. 90% der entgegenkommenden Leute sind sympathisch anzusehen, machen nicht ein Gesicht wie 4 Tage Regenwetter und sind überhaupt einfach zuvorkommend. Wir haben uns dann schnell mal von der Gruppe getrennt, weil das ein echter Kack ist (zu dem ich mich dann später noch äusseren werde … vielleicht). Wir verhalten uns schlimmer als die Japaner in der Schweiz. Ich hab das Gefühl, das manche unserer Reisegruppe einfach nur irgendwelche dummen Köpfe die aus weiss Gott welchen Gründen nach Japan gekommen sind … ich meine, wenn sie im ersten Supermarkt eine Cola kaufen, den McDonals begutachten und als Höhepunkt dann sagen, sie hätten dann noch Messerund Gabel dabei, damit, falls es in den Restaurants ausschliesslich Stäbchen gebe, (und das ist durchaus der Fall), dann hätten sie noch Besteck mitgebracht. Hallo?!
Erstes Abenteuer war ein Spontaneinkauf an einem der vielen Strassenstände. random(Waffel) mit noch mehr random(Füllung). Konnichi wa, 1 kore (dann zeig ich drauf) to 1 kore … chokoreto? Hai. Ah, oh, arigatoo, arigatoo, hai, arigatoo gozaimasu, sayoonara. Joa, hab mich da durchgemogelt, heisst soviel wie, dass ich 1 von diesen und 1 von diesen haben will, vielen dank und sayoonara, quasi ein adémersi. Aber es. Ist. Einfach. Unglaublich: Ich mein, die erkennen mich sofort, dass ich ein Gaijin bin, also Ausländer und sie freuen sich ein Loch in den Bauch, wenn ich schon nur mit konnichi wa komme. Wenn ich in einer Landi was kaufen gehe, muss ich ja wohl nicht sagen, wie es da zu und her geht, oder?
___
Der Tag geht noch weiter, wenn ich um 9 ins Bett gehe dannnnn …(hach, ein letztes Mal rechnen) … bin ich 32h und 07m wach gewesen; und das wars dann auch.
Aber ich muss sagen, bisher gefällt es mir einfach spitzenmässig und ich geniesse jede Minute.
Heute Abend ist noch ein Ausflug mit dieser Gruppe, aber das werd ich dann sehen,
sayoonara, mata ashita! [tschüss, bis morgen],
Akira.
Konnichi wa. Bin froh, dass Ihr gut angekommen seid. Dein Blog ist amüsant…. Also weiter so und viel Spass! Sayoonara
Ich gratuliere dir zum Überstehen dieser als Tortur beschriebenen Lokalitätenveränderung, sowie selbstverständlich auch deinem Vater, sollte er dies je zu Gesicht bekommen (selbiges gilt für zukünftige Formulierungen =)).
Weiter gratuliere ich dir zu deinem ersten japanischen Einkauf und hoffe, dass es gemundet hat.
Nicht zu vergessen die besten Wünsche für die Zukunft.
In diesem Sinne,
Rune
Wie geil ist das denn? DU BIST TATSÄCHLICH IN JAPAN. Das muss sich unsereins europagebundenes Volk der kulturellen Kleingeister erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Es bleibt für uns nur zu hoffen, dass man an Akira-sensei-chans geistigen Erleuchtung auch weiterhin zumindest literarisch teilhaben kann. Welch Kulturschock – Einheimische behandeln Touristen freundlich (da fühlt man sich als Europäer ja plötzlich unheimlich schuldig und unfreundlich), man benutzt Wörter wie sayoonara anstelle des guten alten adémersi (Sayoonara… war das nicht immer eine besonders… hippe Art sich in amerikanischen Filmen/Serien zu verabschieden? Klang für mich immer nach Spanisch oder whatever), man isst Waffeln (japanisch stilsicher mit Stäbchen :o)…
Oh Gott… mehr davon. Beziehungsweise gib (wahlweise „gieeev!!!!1111″) Fotos
-Salvador
Yeah, erfreulich zu hören, dass die Leute dort drüben symphatisch drauf sind, denn hüben, bzw. auch drüben, in Rom unten hat einer den grösseren Grind als den anderen gemacht und in 4 Tagen habe ich keinen einzigen (CTRL+SHIFT+K)wirklich freundlichen(CTRL+SHIFT+K) Verkäufer irgendwo gesehen.
Im Flugzeug wach zu sein ist aber natürlich obercool. Generell: Fliegen ist etwas faszinierendes. Wenn sich das mit meinem ökologischen Denken und mit meinem Budget vereinbaren liesse, wäre ich wohl ein notorischer Vielflieger ;)
Apropos fliegen…. Did you know dass die Flugzeugpassagiere ungeduldig werden, wenn nach 2.5 Stunden noch kein Essen serviert wurde?
Oder dass edle Weine im Flugzeug in der Luft nicht unbedingt so edel sein müssen? – Dank Gaumen- und Nasenreaktion bei Kabinendruck, der demjenigen von 2000 Meter über Meer entspricht, oder einer Luftfeuchtigkeit von 5-10%, die dann viel schwächer ausfällt…
Oder dass in gewissen modernen Cockpits nach wie vor Röhrenbildschirme zum Einsatz kommen, weil die Bewilligungsverfahren für neuere Geräte so ewig dauern?
Oder dass die beiden Piloten an Bord niemals dasselbe Menü essen dürfen? – Im Falle, dass es von der Mensa kommt…
Oder dass Kinofilme, die im Flugzeug gezeigt werden, zum Teil speziell gedreht und geschnitten werden (Entfernen von Nacktszenen, Gewaltszenen, religiösen Anspielungen und natürlich Flugzeugabstürzen…)?
Oder dass ein Flugzeug auch bei Reiseflughöhe mit Aussentemperatur von teils -60° trotzdem gekühlt und nicht geheizt wird?
Oder dass es manchmal vorkommt, dass Piloten andere Flugzeuge in den Flugbahnen über oder unter sich sehen, diese dann gerne Mal fotografieren, per Funk die Mailadressen tauschen und die Bilder nachher einander zuschicken?
Oder dass ein moderner Airbus gut und gerne 90 Bordcomputer hat?
Oder dass die „Least Risk Bomb Location“, der Ort, an dem eine Bombe den kleinsten Schaden anrichtet, bei der hintersten Tür rechts ist?
Oder dass alle paar Minuten am Security Check am Flughafen auf dem Röntgenmonitor ein Bombenteil eingeblendet wird, um die Aufmerksamkeit der Beamten zu erhalten? Und dass auch die Durchleuchtungstüren darum manchmal piepsen, wenn man gar nichts dabei hat….
Naja, wie auch immer. Mehr oder weniger relevante Fakten halt. Übrigens – das hat einen ähnlichen Charakter wie die Reaktion der Seetalbahn-Flirts auf eine Kuh: Weil Vögel für Triebwerke ein echtes Problem sind, testet unter anderem Airbus ihre Triebwerke immer wieder auf interessante Art und Weise – mit dem „Hühnergewehr“ werden (natürlich bereits tote) Vögel auf 300 km/h beschleunigt und dann durch ein voll-laufendes Triebwerk hindurch.. naja, gewindet. Nach gut 8 kleineren Hühnern und 16 Staren sollte das Triebwerk immernoch 75% Leistung haben.
Das ist sicher ein Fest für die AirClean (fiktives Pendant zur RailClean), die gesüttnigen Vogelresten wieder einzusammeln. Vielleicht lassen sich daraus ja wieder neue, ganz lustige Vögel zusammenstellen?
Wie auch immer.
Wenn du in einem einigermassen grossen Passagierflugzeug geflogen bist, war es übrigens nach dem Flug gut 10’000.- weniger Wert – Verständlich, wieso es von Japan warscheinlich schon bald wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist…
Achja, die Blackbox ist übrigens orange. Und ein Detail, das man als Flugpassagier uuuunbedingt wissen muss:
Warscheinlich hat der Pilot vor dem Aussteigen aus dem Flugzeug per Durchsage „cabin crew yellow door selector disarmed“ oder ähnlich gesagt – das heisst, eine Flight Attendant muss an der Tür einen gelben Hebel umlegen. Tut sie dies nicht, öffnet die Tür im Flugmodus – und das ist ein enormer Gaudi – dann strömen nämlich innerhalb von 5 Sekunden weit über 10’000 Liter Luft in die Notrutsche – Worauf die Flight Attendant sich auf blöde Sprüche der Arbeitskollegen in den nächsten Tagen gerne gefasst machen darf.
Nunja, eigentlich sollte dieser kleine Blogkommentar nicht so lange werden. Aber dank dem professionellen NZZ-Folio ist es nun ewig geworden – Ägsgüsi-Ademersi.