Tag 4: 9:1 für Onsen

Nach keinem leckeren Frühstück, gings ab mit dem Bus und zwar in den Süden. Wir fuhren und fuhren … aber ja, was wir gestern (http://akirablog.ch/japan/tag3/) in Akihabara nicht geschlafen haben, holten wir jetzt nach. Nicht in vollen Zügen (sondern Bussen, nein), aber immerhin hie und dort ein Powernapping hat gut getan. Erste Station „on the long way“ nicht „home“ sondern nach Hakone, war der grösste Steinbuddha von ganz Japan. Der Koloss ist im Sitzen, also der Meditationsstellung, 40m hoch und hat etwa Schuhgrösse Zweimeterfünfzig. Er hockt einfach so, schon 750 Jahre vor sich hin dösend, jawohl, erlebt hat er schon viel: Beispielsweise war um ihn herum ursprünglich ein Tempel, der aber von einem Tsunami zerstört wurde, gebaut. Nun steht der Gute halt einfach mitten in der Pampa draussen, umwindet von Grün und der Natur; wirklich ein eindrückliches Bild darstellend. Gleichfalls den Japanern. Viele von ihnen schmeissen ein paar Hundert Yen in den Kasten vor des Riesen Füsse, verneigen sich und ziehn ein Powergebet durch, im Rahmen von 10 Sekunden, und gehen wieder. Ich weiss nicht, wie die das machen mit dieser Religion. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie sie auf die eine Seite religiös sind, auf der anderen Seite aber wieder nicht so wirkend … oder liegt es an der westlichen Vorstellung von Religionsausübung? Kirche, Priester und Konsorten ist das A und O? Ist Buddha, Mönch und Kompanie das Yin und Yang, oder besser das A und N? Ich werde dem weiter auf die Spur gehen, wir sind hier ja umzingelt von Shintou und Buddhismus, von daher wird sich da hoffentlich noch mehr auftun. Hab heute sogar eines Steinbuddhas Haupt gestreichelt und an mir „abgeputzt“, gleich einer alten Dame vor mir: Das soll Glück (nicht im Sinne von Euromillions; kein kapitalistisches, sondern harmonsiches Glück … Wahnsinn, 11 kilo Kilometer im Westen muss sogar „Glück“ neu definiert werden … eigentlich schlimm, wenn nach einer Umfrage in der Schweiz für die meisten Jugendlichen halt Geld und so zum „wahren Glück des Lebens“ gehört … ) … bringen.


Nach weiteren Strecken und Distanzen kommen wir an eine Raststätte … und ich versteh‘ nun auch langsam die Japaner in der Schweiz, die in jedem blöden Laden ein heiden Drama veranstalten, wenn es sich um Alltagsgegenstände dreht … aber bei uns ists nicht anders gewesen … grosso modo: Es ist halt verdammtnochmal schon spannend, was in einem 24/7-Kombini alles angeboten wird. Es hatte dort zB einen Automaten für Mittagessen. Also, Mittagessen? Nein, kleine Kärtchen. Man wirft ca. 500Y in den Geldempfänger alias Schlitz und drückt aus ca. 100 verschiedenen Tasten sein Menu. Unten kommt eine Karte herausgesprungen, die man dann der Frau am Tresen gibt und die das dann überliefert, was man möchte, und es einem gekocht wird. So. Aber dann, unsere lieben Reisegruppenteilnehmer … kauf sind wir drin, hör ich ein fluchen. Und, nein nicht einfach so was im Stil Rambo 4, nein, der hat auf Teufel komm raus die halbe Unterwelt beschwört und wie wild gemeint, dass es verfluchtnochmals nicht klappe mit dem Automaten und er jetzt ein richtiges Essen wolle, und seis eine Scheiss instant Suppe … :-)
Ich konnte aus dem Gewimmel von japanischem Anfänger-ABC nach einer kleinen Suche das Ramen (Nudelsuppe) ausfindig machen und erntete grosses Erstaunen bei dem verruchten Manne. Dem hab ich eines durchgegeben. Wir konnten dann nämlichn was wirklich leckeres (oishi) essen, während die anderen erneut Instant-Zeugs und Knabbereien mit Seetang zu verzehren hatten. :)

Sonnenuntergang Hakone

"Sonnenuntergang" (hinter den Wolken zumindest) in Hakone. Zum Bus hinaus, leider ... allerdings ist rechts, der schwache Umriss, der Fujisan ... wie gesagt (rechts), man hat heute nicht wirklich viel gesehen. Es ist leut Statistik nur ca. 60 Tage im Jahr sehr klar. Wenn wir glück haben, ist es das morgen! :)

Nach nun noch einer Schiffahrt auf dem Ashisee, kamen wir tatsächlich in die Nähe des Fujisan. (Fujiyama: Falsch. Mount Fujisan: Falsch. Mount Fujiyama: Falsch.) Aber um Himmels Willen brach da eine Hysterie aus, als es um die Fotos des Berges ging. Der Vulkan, eingehüllt von Nebel (also man sah wirklich fast nichts) lugte ein Bisschen, wirklich nur ein Bisschen zur Wolkendecke hinaus. Aber die Leute rotieren und öffneten die Fenster und schossen und schossen und wir kamen hinter Häuser und sie fluchten und wir kamen hinter Bäume und sie fluchten nur noch lauter. Wie gesagt: Es gibt Dinge, die kann man nicht auf Papier bannen, und der Mt. Fuji (richtig) gehört dazu; wir haben dann vom Zimmer aus auch noch zwei drei Versuche unternommen … aber es klappt wirklich fast nicht. Ich habe aber gehört, morgen soll es klar sein, mal sehen (im wahrsten Sinne des Wortes), was daraus wird.

Und wo ein Vulkan ist, ist auch eine Quelle … eine heisse Quelle … und ein Onsen. Ein japanisches Bad mit heissem Wasser und lustigen Tüchlein auf dem Kopf. Und nackt. Denn es ist so: Man zieht sich um respektive aus, und geht rein. Dann sitzt man auf einen Schemel und muss isch gründlichst einseifen. Gerade als Fremder; die Japaner haben nicht gerne Dreck im Wasser. Aber eigentlich komisch. Bei uns ists so, dass jeder anderes Wasser benutzt beim Baden, weil wir das unhygienisch finden. Die Ostländer wollen nicht im eigenen Dreck schwimmen, also waschen sie sich sehr gut und gehen rein; dafür mit anderen zusammen. Ich geh rein – abschrubben – ins heisse Wasser – raus – einseifen – abduschen – ins heisse Wasser – raus – ins kalte Wasser (da war ich dann einer der ganz harten im Nehmen. Kein Arigatou und rein mit mir, ha!) – raus – in die Sauna – ins Kalte –The End. So ist das. Und wer hab ich in der Sauna, getroffen? Ein Einheimischer. „Sumimasen„. Bla, dann hab ich gesagt, wie cool dieses Onsen ist. Und dann hats angefangen. Er könne kein Englisch. Auch kein Französisch, auf meine Frage „antwortend.“ Oder ist das zu viel gesagt? Wir haben nämlich mit Händen und Füssen, Englisch und Japanisch geredet. Er entschuldigt sich, ich entschuldige mich, und hin und her, und er habe eine 5 Jährige Tochter, wie alt ich sei, und ach, erst 17, wie toll, woher ich komme, und er solle mal Chuchichäschtli aussprechen, woran er dann schliesslich schlimmer scheiterte als ein Streichholz, das versucht eine Supernova zu verhindern. Huhihetsu. Huhihaetsui. Besser gings nicht. Um das, was der da zusammenprobiert hat, niederzuschreiben, reichte das IPA ganz und gar nicht aus. Niemals.
Aber sowas find ich eben super. Kommunikation, Freundlichkeit und so. Einfach nett sein zueinander und schon klappt alles und macht Spass. Dieses Gespräch war eines der Highlights bisher: Nackt in einer 2x2m grossen Zelle, mitten in der Pampa Japans. Bei uns in Europa könnte man sich, was solche Angelegenheiten anbetrifft wohl eine Scheibe abschneiden. Really.

Im Anschluss gings dann noch in die Massage zu einem Profi. 30min 9ter Himmel, aber durch die Hölle musst‘ ich auch. War nicht immer gerade angenehm, was der da für spezielle Punkte massierte; aber ich war danach drauf wie ein junges Rehlein. Nach einer tiefen Verbeugung gings eigentlich langsam ins Bett … oder halt Blog schreiben =P

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Einer der entspannensten Abende bisher, nein, nicht in den Ferien, haha, im ganzen Leben. Das Onsen kassierte nur einen negativen Punkt (darum 9:1), und zwar war es geschlechtergetrenntxDSumimasen, sumimasen, sumimasen, sumimasen, goooomen nasaaaaaiii; keine Lehre für heute mehr, und tschüss!

Akira.

Ein Gedanke zu „Tag 4: 9:1 für Onsen

  1. Rune

    Wie er denn erwarten könne, dass im Land der Höflichkeit eine solche Unverschämtheit zugelassen werde! Und ob er denn noch nicht eine der zahlreichen amüsanten Szenen mit Ero-sennin gesehen habe, die es ihn gelehrt hätten!
    Ich gewinne immer mehr Gefallen daran, auch eine Reise zu unternehmen…
    Dir auf der deinigen auch weiterhin viel Vergnügen

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