Man tanzt.

Es war ein Ball. Und nur dass es gerade klar ist, Ball kommt nicht von Ball sondern von lateinisch „ballare“, tanzen, und es war spassig. Aber wie und warum das Ganze, vornehm in Kleidung geworfen, des Mondes Willen oder nicht? Kantiball 2010.

Als ich meinen Kittel aus dem Schrank nahm, ein schönes Hemd zurechtlegte und die Hosen auf Lochlosigkeit prüfte dachte ich wieder mal, wie einfach es Männer doch haben, wenn es um Kleidung geht. Dresscode war in etwa „festlich elegant“. Das heisst für mich ja nichts weiter als einen Anzug. Für unsere Pendants, den Frauen, müsste das ja schon schwieriger sein, was ich mir dann auch noch bestätigen liess resp. sogar noch dazu erfuhr, dass selbst das Haar stimmen muss, woran ich irgendwie bis am Abend vorher noch gar nicht gedacht hatte, als Kurzhaarträger, und freute mich erneut, dass es so einfach ist für mich, als Nichtmodepapst, lernte aber auch, dass sich gewisse Leute scheinbar schon lange darauf, also den Anlass, vorbereitet hatten betreffend Kleidung etc., aber es doch immer noch manche Knackpunkte (w.g. Frisur) gäbe, ganz zum Unmute derjenigen (Gen.) Schlafes.

(P.S.: Aber ich muss sagen, es hat sich gelohnt, die Damen sahen sehr hübsch aus, Kompliment :))

(Leider gibt’s kein Foto). Jesses Maria hab ich mich gefreut, als ich das Tenue „tenierte“, also trug. „Chick“, dachte ich ziemlich narzisstisch, und machte mich auf den Weg. Beim Bahnhof trifft man ein gleichsamer Kitteltragender, eine Station weiter nimmt die Durchsetzung des Umweltpersonals mit Fräcken zu, weiters noch mehr, bis es eine gar homogene Masse aus „schwarzen Herren“ (dyk? Graue Herren, Momo) war und sich langsam in Richtung Ballsaal dislozierte. Die Menge verflüchtigte sich dann schnell mal im grossen Areal, gut, wir waren auch schon um 20.00 Uhr da; ist ja peinlich so früh zu kommen …

Schön, ein Cüpli für gratis, trotzdem kaum jemand da, den man kennt, der Anlass ward überschwemmt von Fremden, unsere Kameraden waren wohl zu gut, einmal im Jahr schön gekleidet herumzustehen, das „oh-ich-hab-kein-Geld-und-der-Eintritt-ist-teuer“-Argument zieht da jedenfalls nicht. Nun gut, wir marschieren halt zu dritt in der Gegend rum, zumindest bis die Vorband vom Hauptakt kommt. Allesamt mehr oder weniger Bekannte von uns, geht man natürlich unterstützen. Opportunistischerweise spielen sie verspätet, da die Halle noch fast leer ist. Aber es war grausam: Mit einem Mischer der Spezies Tomatenohr und Fortuna alles andere auf ihrer „Saite“ gab es schon bald die ersten Missgeschicke: Die Drums und Gesang zu leise abgemischt, Gitarre fast ohne Tone und den Lautstärkeregler auf 20% unten. Dann reisst eine Gitarrensaite, oh Herrgott, ich dachte einfach, möge es enden, es war so undankbar. Gen Ende heiterte es dann ein wenig auf, aber immer noch vor einer leeren Halle, ihrer fast nicht würdig. Das war schade.

Erneut spassig wird es dann eine halbe Stunde später, als eine fast zehnköpfige Coverband namens Mr. Ray’s Class auftritt. Es werden die 70’ und die 80’ durchgekaut, allesamt coole Titel, von YMCA bis Everybody needs somebody war alles da … und wir haben getanzt – oder zumindest so getan als ob. In einer ziemlich bewegten Meute von gehenden Anzügen und wandelnden Cocktails bewegt man sich im Rhythmus der geklimperten Musik. Hier ein Schritt, da ein Schritt, rauf, runter (hach, da kommt mir Mom, in den Sinn; „Stefan, komm, wir lernen tanzen.“) und so weiter. Ich denke, man hat mich nicht gesehen, zu dicht die Umschar.

Es gibt dann noch die einen oder anderen Misère, einen Umschwung der Musik um 01.30 Uhr und ich bekomme Komplexe von ebenjener. Bass auf der höchsten Stufe wird ein Charts-Techno-Dance-was-weiss-ich-elektronische-Musik gespielt, die ich personellement nicht so mag … wir gingen dann mal an die Frische und wollten so gegen halb 3 gehen. Leider war dann der Shuttle-Bus ausgefallen und wir gingen wieder rein, zur diesmal in die Atzen-Musik (geht’s schlimmer?) durchflutete Halle, mussten nochmals eine Dreiviertelstunde warten, niemand war mehr da, ich verlor meine Crew, es ward Zeit und ich fiel erneut in ein Dilemma, weil ich sterben würde, wenn sie ohne mich gingen und ich nicht mehr nach Hause käme und setze mich noch zu ein paaren die ich dann doch noch ein bisschen kannte, sah dann aber wieder ein Fragment meiner Freunde, verabschiedete mich rasch und rannte hinterher, den Bus erwischend, jedoch dann auf halber Strecke, dort wo wir umsteigen müssen auf non-Shuttle-Bus, nochmals 45min wartend, weil wir den letzten Anschluss verpasst hatten und als er dann kam, mussten wir nochmals einen anderen Anschluss abwarten und hatten nochmals 20min zu viel und froren und froren und hungerten und waren dann etwa um halb 5 im Wohlvertrauten.

Dementsprechend bin ich müde jetzt, von daher, verzeiht die Unkomplexheit. ;)

Akira.

4 Gedanken zu „Man tanzt.

  1. Salvador

    „[…]das „oh-ich-hab-kein-Geld-und-der-Eintritt-ist-teuer“-Argument zieht da jedenfalls nicht.“

    Wie geschickt du die Fakten unterschlägst, listiger Fuchs! Nun, der Eintritt, einen halben Anzug (Hose) nicht dazu gerechnet, rechnet sich auf 30 (!) Franken; da hat der nicht schmuggelnde Kantischüler aber noch nichts getrunken (vielleicht ein Cüpli, aber was zählt das denn schon in der heutigen Gesellschaft der allgemeinen Kampftrinkerschaft?) und noch nichts gegessen (mich treibt ein gelungener Abend in der Stadt in der Regel in die Dönerbude). Aber bleiben wir einfach bei den 30 Franken. Dafür erhalte ich als Gegenwert:
    – 2 x Eintritt in einen Club an eine Party
    – 3 x Mittagessen mit Trinken
    – mind. 3 Wochen lang jeden Tag einen Pausensnack in der Mensa
    – 30 Flaschen Bier (oder 18 Flaschen Import-Bier)
    – mind. 20 Lieder auf iTunes
    – einen Kinoabend mit viel Snacks oder
    2 Kinoabende ohne Snacks
    – usw.

    Die Liste liesse sich noch lange weiterführen und mit Dingen vollstopfen, die zwanzig mal attraktiver sind, als auch nur einen Kantiball.

    Und mal ganz unter uns (muss in einem öffentlichen Blog ironisch verstanden werden): So viele Leute in Anzügen und Cocktailkleidern – wo bleibt da der Anreiz zu einem „Suit-up“, wo bleibt denn da der Individualismus?

    Ein Wort zur Atzen-Musik. Es gibt genau eine Gruppe von Menschen, die sich dieses Saufgejohle, ohne von mir getadelt zu werden, anhören dürfen. Betrunkene Proleten. Sie haben diese Musik erfunden, was will man sie ihnen wegnehmen, nur weil sie einem selbst nicht gefällt?

    Man wünscht erholsame Ferien
    -Salvador

  2. Akira Artikelautor

    Jetzt mal ehrlich: Auch wenn du eine Infinitsliste mit Dingen aufstellen kannst, die du für 25.- (!!) Franken bekommen kannst, der eben von dir verkannte Individualismus, der sich in jedem schönen Detail wiederfindet, mal eher auf den Mensch, Anthropozentrismus nennt man das, geachtet, ein gratis Cüpli, eine fröhliche Stimmung und der Fakt, dass man einfach sieht und gesehen wird, umzirkelt von schönen Menschen, sich selbst fast schon egoistisch eingliedernd, doch aber noch dem Pluralismus unterworfen beziehungsweise ihn bewahrend, ist absolut grandios, glorios und wunderbar herrlich, jawohl, ich fand es einfach schön, einziges Bedauern, dass es eben viel zu viele „Ich geh lieber 3 Wochen in die Mensa einen Snack einkaufen – es dann aber doch nicht mache und das Argument nur als Ausrede, dass ich nicht an den Ball kommen muss, benutze“-Leute gab, die ich gerne auch in einem schmacken Anzug oder einem adretten Kleid gesehen hätte, war vorhanden, schadete aber der ganzen Stimmung fast nicht, da es eh schon eine recht elevierte Konkomitanz respektive Kookkurrenz hatte.

    Yu. :)

  3. feha

    Nun. Mir ist nicht bewusst, was man dazu sagen könnte. … Doch eigentlich schon… Woher kommen bloß ständig diese Floskeln, deren Inhalt gar nicht dem entspricht, was man zu sagen vermag, sagen möchte?

    So möchte ich sagen: Es gibt Angelegenheiten, die sind durch ihre Singularität nahezu eine Pflichtveranstaltung in meinen Augen. Ich bin nicht über die Häufigkeit eures Kantiballs im BIlde, aber ich vermute, dass sie höchstens ein mal jährlich stattfindet. Weiter erinnere ich mich nicht über einen Blogeintrag über ein vergleichbares Ereignis, das vorher stattfand. Somit stufe ich es in die Kategorie „(nahezu) einmalig“. Jenes sind die Ereignisse, die schöne Erinnerungen geradezu provozieren, wie ich meine.

    Ich nehme mir nun einfach mal die Freiheit es mit meinem „Galaabend“ zu vergleichen – ein Abschlussabend für den gesamten Jahrgang (5 Klassen á ca 25 Schüler) nach der Mittelstufe, mit Anhang – zu vergleichen. „Man“ war im Anzug unterwegs, respektive schickem Kleid, jedoch hatte ich auch kein Problem damit in Dreiviertelhose und Hemd aufzutauchen. Ich sehe nur begrenzt Sinn darin, sich einem Dresscode zu unterwerfen, wenn es mit persönlichen Nachteilen (Kleidung in der man sich unwohl fühlt; diese materielle Spate, die ich möglichst immer gänzlich zu ignorieren versuche) verbunden ist.
    So würde ich Stefan zustimmen, wenn auch mit, wie mir in meinem jetzigen Zustand scheint, leicht differierender Begründung.

    Des weiteren hoffe ich, dass die Anwesenden ihr Vergnügen hatten und dass ich Toleranz gegenüber den nicht besuchenden üben kann =)

  4. Salvador

    Leider bringe ich im Moment gerade kein anderes Argument neben den Finanzen zu stande. Vielleicht ist es aber, um nochmal in diese Ecke zu flüchten, gerade das Unverständnis darüber, wie teuer so ein Abend werden kann, obwohl es eine „Schulveranstaltung“ (eigentlich ja nicht, aber die Nomenklatur lässt halt einfach den Rückschluss zu) sein sollte. Wir sind Schüler, wir wollen keine 30 Fr. (waren es nicht 25 im Vorverkauf und 30 an der Abendkasse) für einen Eintritt ausgeben! Ich wiederhole mich.

    Nun ja, man darf den Ball vielleicht nicht direkt mit deinem Galaabend gleichstellen, da er weder einem speziell feierlichen Anlass zu Grunde liegt, noch von mehr als einem guten Drittel als „absolutes Muss“ bezeichnet wird. Viele denken wie ich und sehen im Kantiball vielleicht eine spassige Möglichkeit den Samstagabend zu verbringen, nicht aber einen wichtigen Anlass oder etwas in dieser Richtung. Und den spassigen Abend kann man auch billiger mit gleich aufregenden jubilären Ereignissen verbringen.

    Nichtsdestotrotz, Stefan, ich wusste nicht einmal, dass irgendwer aus unserer Klasse hingeht. Hätet ich gewusst, dass ich dort nicht ganz verloren und alleine zwischen vereinbarten Verabredungen stehe, so wäre mein (Vor-)Urteil dem Ball gegenüber vielleicht anders ausgefallen.

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